Wie die Humanakupunktur so ist auch die Akupunkturanwendung beim Tier eingebettet in die Traditionelle Chinesische Medizin, die sich wiederum an die taoistische Naturphilosophie anlehnt. Der Patient und seine Symptome werden ganzheitlich betrachtet. Hier ein Beispiel für diese Denk- und Vorgehensweise:
Ein Hund wird in Ihre Praxis gebracht, der schon seit langem Nasenausfluss hat. Aus der Nase tropft zäher, gelber Schleim, und er niest häufig. Für jeden ,,westlich" denkenden Menschen ist klar: die oberen Atemwege sind krank! Schulmedizinisch gesehen würde die Diagnose vermutlich ,,chronische Rhinitis" lauten. Ein guter Akupunkteur wird sich aber noch für viele andere Dinge interessieren, die den Hund und sein Umfeld betreffen. Er wird die Schleimhäute betrachten, den Puls fühlen und die diagnostischen Punkte palpieren. Dann wird seine Diagnose vielleicht lauten: ,,Lungen- und Milz-Qi-Mangel" oder ,,Lungen-Yin- und Nieren-Qi-Mangel". Es wird also nie nach einem bestimmten Konzept behandelt, sondern ganzheitlich. Der Veterinärakupunkteur wird entsprechende Punkte behandeln, die in der Lage sind, bei dem erkrankten Tier den Qi-Mangel auszugleichen und das energetische Gleichgewicht in den Meridianen wieder herzustellen. Dazu werden noch spezielle, bei Atmungserkrankungen wichtige Punkte behandelt.